Firmensitz in Rimpar – in der Welt zu Hause
Das Familienunternehmen Arnold Schwerlast GmbH & Co. KG aus Rimpar feiert im Jahr 2015 sein 70-jähriges Firmenjubiläum – Geschäftsführer Oliver Arnold blickt zurück und wirft ebenso einen Blick in die nahe Zukunft
Rimpar. „Heute muss man schneller, größer, schwerer. Das ist in unserem Metier gleichzusetzen mit effektiver und wirtschaftlicher“, analysiert Oliver Arnold die Anforderungen des aktuellen Geschäfts. Das 70-jährige Bestehen des Rimparer Familienunternehmens Arnold Schwerlast GmbH & Co. KG ist für den Geschäftsführer Anlass, inne zuhalten und seine Gedanken einmal abseits des Tagesgeschäfts in die Vergangenheit schweifen zu lassen.
Der 47-Jährige gelernte Speditionskaufmann leitet seit 1998 mit seinem Vater die Geschicke des Speditions-Unternehmens. Nach der Gründung des Unternehmens 1945 durch seinen Großvater Ernst und der Übernahme durch Vater Horst, ist er in der dritten Generation verantwortlich für den Familienbetrieb und die 21 Mitarbeiter.
Schicksalsschläge erschüttern den Familienbetrieb – und stärken ihn
Von den zahlreichen prägenden Ereignissen ist vor allem der tödliche Betriebsunfall seines Großvaters und Firmengründers Ernst Arnold im November 1973 immer noch präsent. Der tragische Schicksalsschlag sorgte für viel Trauer um ein geliebtes Familienmitglied, aber auch für einen Wendepunkt in der Firma. Das Dienstleistungsangebot wurde neu ausgerichtet durch Horst Arnold, den Vater und Partner des jetzigen Geschäftsführers, und war ebenso richtungsweisend: Man erweiterte die Geschäftsbeziehungen bis nach Saudi Arabien und Afghanistan – damals noch unter dem Namen Ernst und Horst Arnold GmbH & Co. KG.
Bereits Anfang der 1970er Jahre transportierte das Unternehmen verschiedene Güter über tausende Kilometer bis in den Nahen und Mittleren Osten mit umgebauten Nahverkehrsfahrzeugen – das bedeutete echte Pionierarbeit. Die Bemühungen gipfelten in Großaufträgen wie beispielsweise der Baustellenversorgung für den Flughafenbau in Riad und Jiddah (Saudi-Arabien) oder in Transporten von riesigen Muldenkippern nach Teheran (Iran).
So manche Krise, darunter Embargos, Flauten oder gar spontane Einbrüche der Absatzmärkte hat auch Arnold Schwerlast nicht verschont. Ende der 1990er Jahre waren Währungsverluste und Zahlungsausfälle in Millionenhöhe aufgrund der Insolvenz eines Großkunden eine besondere Herausforderung für den Familienbetrieb.
Über 100.000 Aufträge in 70 Jahren
Bisher hat sich das Speditionsunternehmen allerdings nach jeder Talfahrt wieder erholt und ging meist sogar noch stärker daraus hervor. „Probleme rechtzeitig zu erkennen und das Unternehmen so umzustrukturieren und anzupassen, dass wir unsere Dienstleistungen erfolgssicher anbieten können – ich denke das ist unser Erfolgsrezept!“, so lautet die Lehre von Oliver Arnold aus der Vergangenheit. Mit einer Gesamtzahl von mehr als 100.000 Aufträgen innerhalb von 70 Jahren ist das wohl ein Rezept, bei dem die Zutaten stimmen.
Flexibilität, Professionalität und eine hohe Qualität der Dienstleistungen sind laut dem Logistik-Spezialisten wichtig – und zwar zeitlos. Allerdings haben sich die Bedürfnisse der Kunden in den letzten Jahrzehnten enorm verändert. Größere Stückzahl, höheres Gewicht und kürzere Lieferzeiten sind typisch für jene Arbeitsaufträge, denen sich Arnold Schwerlast täglich stellt. Die durch IT- Systeme optimierten Transport- und Logistikmöglichkeiten sind dabei unabdinglich geworden.
Oliver Arnold bewertet aber IT- gestützte Optimierungen nicht als Entlastung oder gar als Arbeitsplatzeinsparung. Das Gegenteil ist der Fall: Die Entwicklung und fortschreitende Technisierung der Arbeitsprozesse bildet die Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften bei Arnold Schwerlast und sichert langfristig Arbeitsplätze.
Egal ob Schiff, Flugzeug, Bahn oder Lkw: Rimparer Fachkräfte finden den richtigen Weg
Ein Problem, das dem Rimparer Unternehmen über die Jahre zu schaffen machte, ist der Fachkräftemangel. „Der klassische Projektspediteur, der für uns eine Fachkraft darstellt, ist nämlich hauptsächlich in Hafen-Städten wie Hamburg, Bremerhaven, Antwerpen oder Rotterdam zu Hause“, erklärt der Geschäftsführer.
Einen Lösungsansatz für den Personalengpass sieht der 47-Jährige in der Aus- und Fortbildung seiner Mitarbeiter. Zudem bietet Arnold Schwerlast GmbH & Co. KG sowohl Ausbildungs- als auch Praktikumsplätze für Logistikstudenten an. Fachkräfte sind nämlich die größte Stärke des Familienbetriebs. Flexibilität, Know-how und ein über die Jahre gewachsenes Netzwerk an Geschäftspartnern ermöglichen es dem Spediteur, seinen Kunden alle Verkehrsträger für Lieferungen und Leistungen weltweit zur Verfügung zu stellen. Egal ob per Schiff, Flugzeug oder Lkw und Bahn– egal ob China, Iran oder Brasilien: Oliver Arnold und seine Mitarbeiter finden für ihre Kunden immer den wirtschaftlich sinnvollsten, maßgeschneiderten Transportweg.
Auch in Zukunft wichtig: Sich den Herausforderungen stellen und Chancen nutzen
Genau dort sieht er auch seine Chancen für die kommenden Jahre: Komplexe Vorgänge, die spezielle, auf den jeden einzelnen Kunden zugeschnittene Lösungen erfordern. Gemäß Oliver Arnold erwartet die Weltwirtschaft eine immer weiter fortschreitende Verzahnung. Die länderübergreifende Aus- und Umlagerung von Industrien geht einher mit einem großen Bedarf an Industriegütern. All das sieht er als die Zukunft der Logistikbranche und auch seines Unternehmens.
Die Pläne für das Jubiläumsjahr fallen bei Arnold Schwerlast GmbH & Co. KG eher bescheiden aus: „Das Jubiläumsjahr ist für uns ein gewöhnliches Geschäftsjahr. Sicherlich verbunden mit Stolz und Zufriedenheit aber auch mit Verantwortung für das Unternehmen und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, genauso wie für unsere Kunden und Lieferanten, die seit Jahrzehnten auf uns zählen“, erklärt Oliver Arnold. Große Festlichkeiten sind bislang nicht geplant, was eine kleine Feier im Kreise der Mitarbeiter allerdings nicht ausschließt.
Auch nach 70 Jahren stellt sich Arnold Schwerlast also mit Bescheidenheit seiner Verantwortung als Speditionsbetrieb und den Herausforderungen der Branche. Wie es konkret in den nächsten Jahren für das Familienunternehmen weiter geht und ob es in Familienhänden bleibt, beantwortet Oliver Arnold mit einem bedeutsamen Lächeln gewohnt diplomatisch: „Das beantworte ich Ihnen eventuell zum 80. Jubiläum.“